Sie interessieren sich für ein duales Studium öffentlicher Dienst?
Die Allgemeine Innere Verwaltung ist ein Fachbereich der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern. Der Sitz der Hochschule ist in Hof in Oberfranken. Ich selbst habe von 2015 bis 2018 an dieser Hochschule studiert. Daher kann ich hier aus eigener Erfahrung sprechen. Ich gebe Ihnen im Folgenden einen persönlichen Überblick.
Diese Seite dreht sich rund ums Thema Duales Studium öffentlicher Dienst. Im speziellen werde ich dabei auf den Fachbereich Allgemeine Innere Verwaltung eingehen. Im Folgenden werden Sie einiges über die Studieninhalte erfahren. Weiterhin bringe ich Ihnen die persönlichen Voraussetzungen näher, die Sie für dieses Studium mitbringen sollten.
Zuerst stelle ich Ihnen jedoch das vor, was nach dem Studium auf Sie wartet! Ihr zukünftiger beruflicher Alltag. Ist ein Duales Studium öffentlicher Dienst das Richtige für Sie? Dieser Artikel wird wohl einige Fragen beantworten!
TIPP: Mit dem Onlinetrainer von Plakos jetzt optimal auf den Einstellungstest der Behörde vorbereiten!
Beamte im gehobenen nichttechnischen Dienst
Vielseitig Einsetzbar
Wenn Sie ein duales Studium öffentlicher Dienst abgeschlossen haben, sind Sie vielseitig einsetzbar. Sie arbeiten an Landratsämtern, Städten und Gemeinden, Bezirken, bei Regierungen oder der Staatsregierung. Im Folgenden werden Sie feststellen, wie vielseitig die Studieninhalte sind. In Frage kommt danach jedes Sachgebiet, das es in der jeweiligen Behörde gibt. Recherchieren Sie auf der Homepage Ihrer Behörde nach dem Organigramm. Ganz schön vielseitig, oder? 😉
Das ist das Erste, das ich Ihnen klarmachen möchte! Der berufliche Alltag hängt stark vom jeweiligen Sachgebiet ab. Man kann das Berufsbild der Beamten in der Verwaltung nicht generealistisch betrachten. Dafür hängt es zu stark von der jeweiligen Position ab, die man in der Behörde einnimmt.
Einige Beispiele
- Ich selbst bin am Verwaltungsgericht als Geschäftsstellenleiter tätig. Die Schreibkräfte in meiner Geschäftsstelle arbeiten den Richtern zu und erledigen die allgemeine Aktenverwaltung. Ich als Geschäftsstellenleiter muss z. T. deren Tätigkeit überprüfen. Schließlich kläre ich organisatorische Fragen dieser Geschäftsstelle. Dazu gehört neben der Urlaubsplanung auch die Mitwirkung bei der Personaleinstellung sowie die Aufteilung neuer Aufgaben. Nebenher bin ich Ansprechpartner für Dritte, die Fragen zu laufenden Gerichtsverfahren haben, Akteneinsicht beantragen wollen oder Klage gegen einen Bescheid einer Behörde erheben möchten.
- Ein guter Studienkollege von mir ist bei der Regierung tätig. Er ist in der Personalabteilung tätig. Zu seinen Aufgaben zählt die Personalplanung für das nichtverbeamtete Personal in dieser Behörde. Dabei arbeitet er z. T. alleine, oftmals aber auch im Team mit mehreren Mitarbeitern. Er organisiert u. a. Fortbildungen, Seminare oder Assessment-Center.
- Ein anderer ehemaliger Kommilitone ist am Landratsamt im Bereich Immissionsschutz tätig. Er bearbeitet die Bauanträge von Unternehmen zum Bau von komplexen Anlagen Dazu gehören u. a. Tiermastanstalten, Windkraftanlagen, Steinbrüche oder auch Industriehallen.
- Eine junge Frau, die mit mir in Hof studierte, ist nun ebenfalls an der Regierung unserer Bezirks tätig. Sie arbeitet im Sachgebiet „Rechtsfragen Gesundheit“. Sie gibt Meldungen über verdorbene oder allgemein ungenießbare Lebensmittel, die von Discountern fälschlicherweise verkauft wurden, an Fernseh- und Radiostationen weiter.
- Ein weiterer Kollege ist in der städtischen Verwaltung einer größeren Stadt in Bayern im Sozialbereich tätig. Dort leitet und koordiniert er im Bereich Jugendhilfe ein Team aus fünf Leuten.
Beruflicher Alltag
Alles in allem findet der Alltag bei den meisten von uns fast ausschließlich im Büro statt. Nur in gewissen Bereichen (siehe drittes Beispiel) ist man sehr häufig im Außendienst tätig. Jeder muss dabei für sich entscheiden, was für ihn das Richtige ist. Die wenigsten von uns werden ihr Leben lang in einem Sachgebiet bleiben. Vielmehr wechselt man sein Tätigkeitsgebiet im beruflichen Werdegang oftmals. Es ist behördenintern nahezu jederzeit möglich, sich auf andere Stellen zu bewerben. Klingen diese beruflichen Aussichten für Sie interessant? Wenn ja, so empfehle ich Ihnen die nachfolgenden Zeilen rund ein Duales Studium Allgemeine Innere Verwaltung.
Studieninhalte
Ein Studium öffentlicher Dienst ist eine Mischung aus einem BWL-, einem Jura- sowie einem Sozialwissenschaftlichen Studium. Dementsprechend kann man die Studieninhalte gliedern. Die Rechtsfächer machen etwa 60 % aller Lehrveranstaltungen aus. Da auf die Sozialwissenschaften in den letzten Jahren immer mehr Wert gelegt wurde, sind diese im Stundenumfang sogar an zweiter Stelle.
Rechtsfächer
Das Duale Studium in der Allgemeinen Inneren Verwaltung ist vergleichbar mit einen Mini-Jurastudium. Dies soll aber nun keinesfalls heißen, dass die Inhalte der Rechtsfächer hier leicht von der Hand gehen! Ich hatte während meines Studiums Kontakt mit ehemaligen Jura-Studenten und diese mussten in vielen Rechtsfächern bei Null beginnen, so wie wie wir Einsteiger. Hier eine Übersicht über die Rechtsfächer, die Gegenstand des Studiums hier in Bayern sind:
- Kommunalrecht
- Privatrecht
- Baurecht
- Sozialrecht
- Wasserrecht
- Allgemeines Verwaltungsrecht (BayVwVfG, VwZVG, VwGO)
- Grundrechte
- Staatsrecht
- Gewerberecht
Dies sind die wichtigsten Kernfächer. Sie alle regeln das Verhältnis des Bürgers zum Staat. Sie sind demnach alle dem Bereich „Öffentliches Recht“ zuzuordnen. Viele dieser Fächer werden im Jurastudium kaum angesprochen.
Rechtsfächer nehmen den größten Teil des Studiums ein. Wenn Ihnen die Arbeit mit dem Gesetz zusagt, dann wird Ihnen dieses Studium zusagen. Wenn Sie nun zuvor Jura studiert haben und grundsätzliches Interesse für die Materie haben, sind Sie mit diesem Studium gut bedient. Für alle anderen: Wenn Sie gerne selbständig arbeiten, sich gut in komplexe Sachverhalte hineindenken können sowie strukturiert und diszipliniert arbeiten, dann werden Sie in diesen Fächern Erfolg haben!
Der Einstieg in die Rechtswissenschaften
Doch wie läuft das nun konkret ab? Zu Beginn der Lehrveranstaltung erhalten Sie ein Skript des Dozenten bzw. der Fachgruppe. Sie beginnen mit dem Theoretischen Wissen, das Sie nach den Vorlesungen selbständig vertiefen sollten. Sitzt einmal die Theorie, so macht man sich an das Lösen von Fällen. Sie beginnen bei kurzen Sachverhalten. Mit der Zeit werden die Fälle länger und greifen zum Schluss auf Inhalte anderer Fächer über. Schließlich arbeiten Sie die Klausuren der vergangenen Jahre durch, um sich auf die Prüfung vorzubereiten.
Schließlich sind die Lösungen aber niemals eindeutige Musterlösungen. Diese werden Sie in den drei Jahren, die das Studium dauert, vergeblich suchen. Es kommt auch immer auf den Korrektor an, der Ihre Lösung überprüft. Es gibt kein eindeutiges Richtig oder Falsch, sondern nur eine herrschende Meinung, der man folgen kann und die man auf den jeweiligen Fall bezogen auch begründen muss. Schließlich können Sie auch der nicht herrschenden Meinung folgen. In diesem Falle brauchen Sie jedoch eine umso schlagkräftigere Begründung.
Seien Sie zu Beginn des Studium nicht gleich frustriert, wenn die Noten Ihrer ersten Klausuren stark voneinander abweichen. Mal haben Sie einen Korrektor, dem Ihre Lösung besser zusagt, ja die ihm sogar richtig gut gefällt, weil Sie an den richtigen Stellen ausführlich geworden sind und an anderen dafür unnötiges weggelassen haben.
Sozialwissenschaften
Auf die Sozialwissenschaften wurde in den vergangenen Jahren ein immer größerer Fokus gelegt. Beamte sollen in einer bürgerfreundlichen Verwaltung auf Augenhöhe mit den „Kunden“ kommunizieren. Weiterhin sollen sie dessen persönliche Situation berücksichtigen und verständlich und rücksichtsvoll mit ihm umgehen. Dies ist der Wunsch der Politischen Führung. In den Sozialwissenschaften lernen Sie zahlreiche Inhalten, die Ihnen auch im Psychologiestudium vermittelt werden. Die Prüfungsvorbereitung in diesen Fächern liegt darin, Modelle von Soziologen verstehen zu lernen und diese auf einen konkreten Fall anwenden zu können. Hier ein Beispiel:
Geschildert wird in einer Klausur eine Situation aus einem Sachgebiet im Landratsamt. Sie selbst sind laut Sachverhalt zum Praktikum diesem Sachgebiet zugewiesen und erleben dort Ihren ersten Tag. Der Fall beschreibt die Verhaltensweisen Ihrer Kollegen in bestimmten Situationen. Bestimmte Leute vertragen sich besser, andere weniger. Abschließend sollen Sie Stellung zu dem Verhalten Ihrer Kollegen nehmen und erklären, warum diese sich so verhalten. Zur Hilfe sollen Sie das Eisbergmodell der Kommunikation verwenden.
Bei diesen Aufgaben gibt es selbstverständlich keine Musterlösungen. Wenn Sie aber dieses Modell beherrschen (das Ihnen im Unterricht näher gebracht wurde) und Ihr Wissen auf den konkreten Fall anwenden können, werden Sie die Klausur in jedem Fall bestehen.
Wirtschaftswissenschaften
Wenn Sie zuvor ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium besucht haben, BWL studierten oder schon beruflich im Controlling oder in der Buchhaltung eines Unternehmens gearbeitet haben, so haben Sie hier klare Vorteile. Sie erlangen Grundkenntnisse der VWL, im Controlling sowie in der Kosten- und Leistungsrechung. Darüber hinaus sind auch Wirtschaftlichkeitsrechnungen Gegenstand dieser Lehrveranstaltungen. Ein Duales Studium Allgemeine Innere Verwaltung beinhaltet auch Kenntnisse des kommunalen bzw. staatlichen Haushaltsrechts. Da Sie später allesamt in Behörden tätig sein werden, lernen Sie auch etwas zum Vergaberecht. Dabei bringt man Ihnen näher, was eine Behörde alles zu beachten hat, wenn sie Aufträge öffentlich ausschreibt.
In den Klausuren in diesem Bereich werden Sie hauptsächlich Berechnungen anstellen. Die politische Führung Ihrer Behörde steht vor einer Entscheidung und Sie sollen durch Ihre Berechnungen z. B. einen Preisvergleich durchführen und ermitteln, welches Angebot das wirtschaftlichere ist. Anschließend sollen Sie eine kurze Stellungnahme verfassen und dem Gremium (Stadtrat, Kreistag oder Gemeinderat) Ihre Ergebnisse erläutern. Diese Begründung wird jedoch nur einen kleinen Teil der Punkte Ihrer Klausur ausmachen. Die Richtigkeit der Berechnung ist damit umso wichtiger.
Verwaltungslehre
Zum Studium öffentlicher Dienst gehört auch die Verwaltungslehre. Die Inhalte finden ausschließlich auf die öffentliche Verwaltung Anwendung. Dazu gehört z. B. E-Government (elektronische Verwaltung), Statistik in der Verwaltung oder Verwaltungsorganisation. Das sind allesamt Lernfächer. Sie sind jedoch auch prüfungsrelevant.
Persönliche Voraussetzungen
Sie sollten sowohl in Deutsch als auch in Mathematik passable Schulnoten vorweisen können. Ein Duales Studium öffentlicher Dienst besteht zu gut 60 % aus Rechtsfächern. Sämtliche Gesetze, mit denen Sie arbeiten werden, sind in Deutscher Sprache geschrieben. Um erfolgreich mit dem Gesetz arbeiten zu können, müssen Sie ein ausgeprägtes Testverständnis mitbringen. Des Weiteren sollten Sie analytisch denken können, worauf guten Noten in Mathematik schließen lassen.
Folgende Checkliste zeigt, ob das Studium öffentlicher Dienst grundsätzlich etwas für Sie ist:
- Haben Sie Interesse an Politik und Gesellschaft?
- Arbeiten Sie gerne selbständig?
- Haben Sie eine ausgeprägte Selbstdisziplin?
- Arbeiten Sie strukturiert?
- Waren Sie gut in Deutsch, Mathematik, (gg. Latein)?
Wenn Sie diese Voraussetzungen erfüllen, sind Sie mit einem Dualen Studium öffentlicher Diest gut bedient! Sie werden nach diesem Studium einen Bürojob haben, in dem Sie schnell mal Führungsverantwortung übernehmen und Mitarbeiter koordinieren müssen. Je nach Einsatzgebiet haben Sie mehr oder weniger Kontakt mit Bürgern. In bestimmten Sachgebieten werden Sie auch oft im Außendienst tätig sein. Sie müssen nun für sich selbst entscheiden, ob Ihnen dies zusagt.
Meine Meinung und Erfahrung
Wenn man mich fragt, ist dieses Studium in jedem Falle empfehlenswert. Voraussetzung dafür sind jedoch die o. g. Eigenschaften! Schließlich sollten Sie auch eine gehörige Portion an Fleiß mitbringen. Wenn Sie ein sehr ordentlicher Mensch sind, der gewissenhaft arbeitet und dem es nichts ausmacht, im Büro zu sitzen, dann treffen Sie mit diesem Studium eine gute Wahl!
Duales Studium Allgemeine Innere Verwaltung: Die Vorteile
Dieser Fachbereich bietet Ihnen viele Vorteile. Sie sind bezüglich der auszuübenden Tätigkeit sehr flexibel. Fachbereiche wie die Finanzverwaltung geben Ihnen eine feste „Richtung“ vor. Anders ist dies bei der Allgemeinen Inneren Verwaltung. Insbesondere lernen Sie hier ein breites Gebiet unterschiedlichster Rechtsfächer kennen. Von der Gewerbeaufsicht beim Landratsamt, über die Stelle eines geschäftsleitenden Beamten bei einer kleinen Gemeinde. Alles ist möglich.
Möglicherweise sagt Ihnen Ihr Rechtsgebiet nach einigen Jahren nicht mehr zu. Sie möchten sich dann anders orientieren. Mit dem Studium in der Allgemeinen Inneren Verwaltung haben Sie die besten Möglichkeiten dazu. Viele junge Menschen können sich nichts unter dem Begriff „Allgemeine Innere Verwaltung“ vorstellen. Sie bewerben sich erst gar nicht auf diese Stellen. Die Dienstherren haben eine größere Not, ihre zukünftigen Stellen zu besetzen. Sie können ganz allgemein bei Behörden in Ihrer Umgebung anfragen. Egal ob Landratsamt, kreisfreie Städte oder die Bezirksregierung. Sie alle brauchen Beamte der Allgemeinen Inneren Verwaltung.
Die Voraussetzung: Der Beamtentest
Ein duales Studium öffentlicher Dienst fordert den Beamtentest als Zulassungsvoraussetzung. Hier finden Sie alle Tipps rund um die Vorbereitung für dieses Auswahlverfahren. Ich habe auch eine Seite rund um den Beamtentest in Bayern / LPA-Test erstellt.
Ich wünsche Ihnen nun viel Erfolg für Ihren weiteren Weg!
Lucas Weigerstorfer